Ich wollte einmal einen Multiscale ausprobieren und der MSB-5 sagte mir optisch irgendwie zu und die Bewertungen stimmten mich auch optimistisch.
Nach wenigen Tagen war der Bass bei mir und nach dem Auspacken, war ich schon erstaunt, wie gut er aussieht und verarbeitet ist. Der Purple Sparkle ist schon richtig gut. Das Setup war ordentlich, der Bass aber voller Schleifstaub. Macht nichts, kann man abwischen.
Ein paar Leimreste am Griffbrettrand bei manchen Bünden: geschenkt!
Die Edelstahlbünde sind sehr gut abgerichtet und abgerundet, aber nicht besonders gut poliert. Der Fretrocker konnte auch keine zu hohen Bünde feststellen.
Unverstärkt klingt der Bass ausgewogen und die H-Saite wirklich straff. Also, eingesteckt und ... öhm ... da kommt aber wenig raus! Der Bass hat einen sehr geringen Output. Ich habe noch 13 andere Bässe, die allesamt lauter sind - selbst die rein passiven Bässe. Zudem fehlen dem Sound die Höhen. Die Pickups klingen sehr belegt - noch schlimmer als die Billig-Mk2 Bartolinis in den Ibanez Bässen. Unverstärkt klingt der Bass richtig gut, aber die Pickups können das nicht einfangen. Ich dachte anfänglich ja noch, dass die mitgelieferten Batterien leer sind, aber das war nicht der Fall.
Aktiver und passiver Modus haben beide den gleichen niedrigen Output. Dafür sind die Pickups sehr anfällig für Einstreuungen und der Treble-Regler ist kaum zu gebrauchen, weil es sehr schnell zu rauschen beginnt.
So ein Bass, dürfte ja vor allem Bassisten ansprechen, die mit Verzerrung arbeiten und da sind einstreuungsempfindliche Pickups und rauschende Elektronik ohne ausreichende Höhen eher hinderlich.
Wenn die Pickups selbst einen so niedrigen Output haben, müssen sie eben entsprechend vorverstärkt werden und dann rauscht es halt.
Ein Blick ins Elektronikfach zeigt einen vergossenen Preamp, aus dem ein Trimpoti ragt. Damit lässt sich der aktive Pegel ordentlich anheben und auf ein normales Niveau bringen. Allerdings ist dann der aktive Modus viel lauter als der passive Betrieb. Zudem rauscht der Preamp deutlich. Apropos aktiv/passiv: Der Push/Pull Poti kracht beim Umschalten deutlich.
Der Halsübergang ist sehr ungewöhnlich und dem Single-Cut-Design geschuldet. Bei einem Single-Cut-Bass mit durchgehendem Hals, kann dieser Bereich dünn und gleichmäßig gestaltet werden. Hier ist der Übergang aber einfach immer im Weg und ab dem 14. Bund kämpft man ständig dagegen an. Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Das ist umso bedauerlicher, weil der Hals zwar nicht zu den dünnsten seiner Gattung gehört, sich aber sehr komfortabel anfühlt. Ich hatte mich sofort an die Fanned-Fret-Bundierung gewöhnt.
Fazit:
Es wäre schön gewesen. Aber beim Harley Benton MSB-5 sind die Pickups/Elektronik und der Halsübergang für mich ein absoluter Showstopper. Wäre der Halsübergang gut, hätte ich evtl. in andere Pickups von EMG oder Fishman investiert. Dann hätte man für 700 Euro einen ziemlich ordentlichen Multiscale-Bass. So geht er leider wieder zurück.