Ganz simpel: In der Praxis wirkt er im Wesentlichen als Mitten-Booster, wobei er insbesondere Tiefen rausnimmt. Das kann sehr nützlich sein, aber eigentlich machen das die meisten Overdrives/Fuzze/Distortions in der Kette auch so schon. Um das Solo in der Band herauszuheben braucht man ihn also eher selten, aber klar, das geht dann auch mal clean. Dafür ist er aber verflucht teuer.
Er kann aber ja noch was: Der geheimnisvolle Z-Regler bewirkt eine gewisse Art von Klangregelung, indem die Eingangsimpedanz (Z!) variiert wird. Gitarrenkundige wissen, dass es einen deutlichen Sound-Unterschied macht, ob die Potis in der Gitarre 250 kOhm (üblich bei Single-Coil-PUs) oder 500 kOhm (Humbucker) haben. Macht man den Widerstand kleiner, wird die Resonanzkurve des PU flacher, Mitten also weniger betont; umgekehrt wird die Kurve spitzer. Wenn man also den Raspberry als erstes Glied an die Gitarre hängt (alles andere wäre bei diesem Gerät witzlos), dann kann man in der genannten Art mit der Resonanzkurve spielen.
Die Praxis ist allerdings nicht so glorios wie es scheinen mag. Im Grunde kann man über 90 Prozent der Potistellung nur geringfügigen Einfluss vor allem auf die Höhen feststellen. Bässe bekommt man nicht zurück. Und wenn man Richtung Linksanschlag geht (Z sehr klein), wird es plötzlich nur noch dumpf - aber auch hier wieder, ohne dass man seine Bässe zurückbekommt. Ok, sowas ist dann angeblich ein Fest für Jazz-Gitarristen, glaubt man Meister Godin (sehr lustiges Youtube-Video...).
Ich bin ja wirklich ein Freund der One-Control-Spielzeuge, aber das hier geht an mir vorbei. Ich habe noch den One Control Grey Granith Booster, der wirklich nur "one Control" hat. Und obwohl ich bei einem Booster durchaus noch ein Knöpfchen für Gain und Tone schätze, find ich den grauen Granit sogar besser als den Raspberry: Er schaltet Power dazu, fummelt nicht am Frequenzgang, rauscht quasi nicht und man kann seinen großen Volume-Knopf gut sehen und quasi blind bedienen. Und er ist billiger.