Bis vor kurzem habe ich meine TecAmp L810 noch an einem Bugera Veyron M betrieben, mit dem ich prinzipiell sehr zufrieden war, ein handliches, nicht zu leichtes, kleines Verstärkerchen mit feinem Sound und ordentlich Dampf unter der Haube.
Da einzige, was mich immer ein klein wenig geärgert hat, war, dass man "nur" einen einzigen Mittenregler hat.
Bei dem kann man zwar die Regelfrequenz wählen, aber es bleibt halt ein einziges Mittenband.
Mal eben die Tiefmitten für den Punch anheben und die Hochmitten gegen nerviges Saitengeklacker etwas absenken ist nicht.
Ent oder weder...
Dann bin ich über den BX2000H gestolpert.
Gleiche Endstufe drin (Bugera und Behringer sind beides Markennamen der Music-Group, die von Uli Behringer gegründet wurde) - schon mal sehr gut, die hat mir im Veyron schon sehr gut gefallen.
5-Band Klangregelung, mit 3 Mittenbändern - aha! Ok, die Frequenzen sind dafür fest verdrahtet, aber sehr praxistauglich. Insbesondere gefällt mir, dass die Tiefmitten hier bei 140Hz angesiedelt sind, und nicht bei 220Hz, wie beim Veyron. Damit kann man ordentlich Schub erzeugen, aber gleichzeitig die Bässe (bei 50Hz) runterziehen, wenn die Location zum Dröhnen neigt, ohne, dass es gleich zu dünn klingt. Sehr nett!
Auch klasse: alle wichtigen Anschlüsse vorne, sprich zum Verkabeln von D.I., Effects Loop, (optionalem) Fußschalter, Line Out muss man nicht auf engen, schlecht beleuchteten Bühnen hinter dem Boxenturm rumturnen und im Dunklen nach dem richtigen Loch für den Stecker tasten...
Der Amp ist etwas größer und schwerer als der Veyron, was aber auch den Vorteil hat, dass er erstens nicht so leicht von der Box vibriert oder am Kabel runtergezogen werden kann und zweitens sieht er auf größeren Boxen nicht ganz so verloren aus... ;-)
Das Gehäuse wirkt im Übrigen sehr solide und sauber verarbeitet - nix zu meckern.
Auch die Eingangsstufe finde ich sehr gelungen - wenn man den Veyron M ins Preamp-Clipping treibt, wird er gerne mal etwas bissig und kratzig, der BX geht da deutlich sahniger, röhriger zur Sache.
Eine richtige Zerre kann er zwar nicht, aber macht am hinteren Ende des VU-Meters eine schöne Kompression und rotzt den Ton durchaus angenehm an.
Apropos Kompression: einen Kompressor hat der Amp auch...den gleichen, wie der Veyron...ganz ehrlich - ich finde, den kann man weitestgehend vergessen.
Er wirkt eigentlich eher, wie ein Limiter, lässt den ersten kurzen Peak durch und würgt dann da Signal ziemlich rigoros auf den jeweils eingestellten Pegel ab.
Bei ganz dezenter Einstellung evtl. noch für Slap oder Plek brauchbar, aber bei mir bleibt er aus.
Noch ein schönes Feature im Direktvergleich: der Shape-Filter. Beim Veyron gibt's den Ultra-Lo Schalter, der die Bässe leicht anhebt, die Mitten kräftig absenkt und die Höhen wieder leicht hervorholt - Stichwort: Badewannen-Schalter.
Der BX kann das auch, aber besser: zwar nicht in der Intensität regelbar, aber dafür in der Einsatzfrequenz.
Zudem kommt er mir auch etwas zahmer vor als im Veyron.
Im BX lässt er die Bässe und Höhen weitgehend in Ruhe, und verändert nur das Mittenband, mit einem Dreh von links nach rechts wandert man stufenlos von einem Rocksound zu einem Slapsound, gefällt mir sehr gut - oft braucht man die eigentliche Klangregelung gar nicht mehr zu bemühen, weil einem der Shape-Regler schon eine schöne Bandbreite an Charaktersounds anbietet.
Tja, und wenn dann noch etwas fehlen sollte, gibt es noch den Deep-Switch, der wirklich nur die tiefen Töne schön breitbandig anhebt, und den Bright-Switch, der auch nur die Präsenzen nochmal etwas liftet. Beide spürbar, aber nicht übertrieben, und beide lassen die Mitten brav in Ruhe.
So soll das!
...und was hat er nun für Nachteile, kann ja für den Preis nicht NUR toll sein...?
Ja, 2 Dinge finde ich persönlich etwas schade:
- der D.I. out ist nur Post-EQ und hat keinen Ground Lift
- Im Vergleich zum Veyron fehlt ihm der Aux-In und der Phones-Out, zum leisen Üben zu Hause ist er daher leider nicht zu gebrauchen...
Naja, bleibt er halt im Proberaum und macht da einen tollen Job.
Der verbaute Lüfter ist übrigens größer als im Veyron, dreht langsamer, ist ebenso temperaturgeregelt und damit nochmal deutlich leiser als im schon recht leisen Veyron.
Der Amp wird im Betrieb selbst unter langer, hoher Belastung an 4 Ohm noch schön kühl.
Für das Geld kann ich die Kiste nur empfehlen, lasst Euch vom etwas belasteten Namen "Ultrabass" (die älteren Kisten mit dem Namen waren...nunja...) nicht verunsichern, das Ding ist ein ausgewachsener Bassamp mit amtlichem Sound.
BTW: die angegebenen 2000W sind Peak-Leistung, das wurde von Behringer in diversen Foren bereits so bestätigt, aber von der erreichbaren Lautstärke würde ich ihn locker in der 600-800W Klasse einordnen, was auch mit der angegebenen Leistungsaufnahme von 110W bei einem Crestfaktor von 1:8 übereinstimmt.
Ganz ehrlich: ist er zu leise, hast Du eine scheiß Box... ;-)